IDEALISMUS.

/Legitimation./ Sehen Sie, Herr K.? Schon haben Sie mich wieder zum Denken angeregt. Und zum Schreiben. Und so geht es mir ständig in letzter Zeit …

Ob es denn reiner „Idealismus“ sei, was ich hier mache, fragen Sie mich. Und um die Antwort gleich vorweg zu nehmen:

Nein.

Ich versuche hier ein Angebot sichtbar zu machen. Ein Anliegen zu formulieren. Ich kann es nur noch nicht so richtig „fassen“. Es auf den Punkt bringen. Und seltsamerweise stellt sich heraus, dass es sich erst im Zuge dieser Arbeit entwickelt: das Angebot, meine ich. Das Anliegen natürlich auch.

Mit anderen Worten?

Das, was ich sagen möchte, „formt“ sich erst. Durch meine hilflosen Versuche, es zu „formulieren“, könnte man sagen …

Und damit zurück zu Ihrer Frage nach dem Idealismus, die in mir eine Art Grundsatzdebatte ausgelöst hat. Nach unserem Telefonat fragte ich mich nämlich, was das eigentlich ist:

„Idealismus“ …

Idealismus ist vielleicht nichts anderes, als der Wunsch, die Welt möge so sein, wie sie nicht ist: nämlich „anders“. Gekoppelt mit dem Ziel, das zu bekommen, was man sich wünscht. Meist in Verbindung mit einem stark ausgeprägten Engagement, alles dafür Nötige oder Förderliche zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Auch wenn es mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden ist.

Warum tut man sich so etwas an? Das ist doch Ihre eigentliche Frage, Herr K.: Warum ganz offensichtliche „wirtschaftliche“ Nachteile in Kauf nehmen, nur um bestimmte, sagen wir „ideelle“ Ziele zu verfolgen? Ich  antworte Ihnen mit einer Gegenfrage, Herr K.:

Warum ganz offensichtliche „ideelle“ Nachteile in Kauf nehmen, nur um bestimmte, sagen wir „wirtschaftliche“ Ziele zu verfolgen?

Wirtschaftrealismus ist vielleicht nichts anderes, als die Illusion, die Welt sei das, was sie nicht ist: nämlich „käuflich“. Gekoppelt mit dem Ziel, das zu verdienen, was sie kostet. Meist in Verbindung mit einem stark ausgeprägten Engagement, alles dafür Nötige oder Förderliche zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Auch wenn es mit ideellen Nachteilen verbunden ist.

Und wissen Sie was, Herr K.?

Beides ist daneben. Der Idealismus, weil er die Realität ausblendet und der Wirtschaftsrealismus, weil er einer Illusion aufsitzt. In der Praxis lebt man vermutlich beides. Möglicherweise sogar abwechselnd. Mal das Eine, mal das Andere. Und zwar aufgrund einer ganz einfachen Kosten-Nutzen-Rechnung: Weil es einem das „wert“ ist.

Im Klartext?

Der Eine leistet sich eine Yacht, der andere eine Reise. Und eine Yacht brauche ich im Moment nicht. Ganz einfach. Auch wenn ich es sehr gut nachvollziehen kann, dass es Menschen gibt, die ihre Yacht niemals gegen meine Reise eintauschen würden. Obwohl die in jeder Hinsicht klasse ist.

Andererseits…

Es gibt Tage, da wünsche ich mir nichts sehnlicher, als eine Yacht. Für ein Viertelstündchen wenigstens!

Ihnen und Ihrer Familie ein schönes Osterfest!

K.M.