Kunst ist Kommunikation.
Der Künstler Joseph Beuys nannte seine Arbeiten „Sender“. Das zeigt nicht nur, dass ihn die Verbindung von Kunst und Kommunikation interessierte. Es zeigt auch: Nicht sich als Künstler betrachtetet er als den Sender, sondern seinen künstlerischen Beitrag, seine Arbeit. Beispielsweise eine Installation oder ein Objekt. Und auch das wäre für ihn mit Sicherheit (noch) nicht „Kunst“ gewesen. Zu „Kunst“ wurde es erst innerhalb eines sozialen Raumes durch die Mitwirkung empfangsbereiter Empfänger*innen. Nur in diesem co-kreativen Miteinander konnte das entstehen, was Beuys eine „soziale Plastik“ im Sinne seines erweiterten Kunstbegriffes nannte.
Ich bin nicht sicher, ob Kommunikation Kunst ist. Die Frage wurde in den 80er Jahren im Kontext der Werbung diskutiert. Aber ich bin ganz sicher, dass Kunst Kommunikation ist. Nämlich als eine Form der „Mitteilung“ im oben beschriebenen Sinne. Als etwas Wertvolles, das sich zwischen einem künstlerischen Beitrag und seinen Rezipient*innen formt. Ob uns eine Arbeit etwas „sagt“ oder nicht, hat weniger mit der Arbeit selbst zu tun, sondern vielmehr mit unserer Bereitschaft, uns ihr zuzuwenden, uns darauf einzulassen, uns damit auseinander zu setzen oder etwas damit zu verbinden, das uns in ein ästhetisches Erleben führen kann. Und das wiederum hat viel mit dem Kontext zu tun, in dem wir ihr begegnen. Ein „Bild“, das in dem auratischen Kontext eines Museums hängt, ist ein anderes, wenn es die Wände eines Büros oder eines Wohnzimmers schmückt. Das liegt nicht an dem Bild oder an dem, was darauf abgebildet ist. Es liegt an der Qualität des Resonanzraumes, der darüber entscheidet, wie wir uns dem Bild nähern bzw. ob und was wir in ihm sehen können oder wollen. Als Künstlerin bin ich an der Entwicklung und Gestaltung dieses Raumes maßgeblich beteiligt. Aber ich „mache“ ihn nicht. Er „entsteht“ in einem co-kreativen Austausch mit anderen: in einem sozialen Diskurs.
Worauf es mir dabei ankommt? Es geht nicht um das „Bild“ – um mit dieser Metapher zu sprechen. Das „Bild“ ist bestenfalls ein mehr oder weniger probates Mittel zum Zweck. Es geht um Resonanz. Und diese ist immer das Ergebnis gelingender Kommunikation.
München im Januar 2021